Das Jürgen Domian Interview
Der 28. Mai 1996 ist für mich einer dieser Tage, die man nicht so schnell vergisst:
Mein erstes Interview stand bevor. Dass dieser Tag anders war, merkte ich bereits nachts:
Als ich vor lauter Nervosität erst gegen 2:20 Uhr eingeschlafen war, klingelte gegen 2:45 Uhr plötzlich das Telefon. Bis ich dies jedoch registriert hatte, war der Anrufbeantworter schon dran: „Hallo Oliver! Hier ist Jürgen! Ich woll…“ Da ich annahm, es wäre etwas Wichtiges – man beachte die Uhrzeit –, hechtete ich im Dunkeln zum Telefon und warf Jürgen versehentlich aus der Leitung. Peinlich! Naja, erst einmal das Licht einschalten. Jürgen ließ sich jedoch nicht davon abschrecken, noch einmal anzurufen, um mir mitzuteilen, dass er das Interview um eine halbe Stunde verschieben möchte. Es tat ihm furchtbar leid, mich geweckt zu haben, da er annahm, ich wäre, wie sonst auch an meinen freien Tagen, bis 4:00 Uhr wach. Dank seines Anrufs fiel es mir nun nicht mehr schwer, in dieser Nacht sogar bis 5:00 Uhr wach zu bleiben. Ich schien an diesem Tag so nervös zu sein, dass mir selbst dieser Schlafentzug nichts ausmachte. Wie auch immer: Am späten Nachmittag erreichten meine persönliche Assistentin Mirjam Timmerman und ich, bewaffnet mit Aufnahmegerät und Fotoapparat, Köln, wo wir sofort unseren vereinbarten Treffpunkt ansteuerten. Ich hatte schon den ganzen Tag dieses seltsame Gefühl, noch eine andere Persönlichkeit zu treffen, und ich täuschte mich nicht: Als wir eine Straße überqueren wollten, waren wir fast wie „von Sinnen“, als plötzlich ein älterer silberner Mercedes vor uns stand, an dessen Steuer eine Frau mit knallgelben Haaren saß. Es war eindeutig Hella von Sinnen. (Ich kenne keinen anderen, der einen großen Plüschbären durch die Gegend chauffiert.) Zurück zum Thema: Inzwischen war es spät geworden, da es uns relativ schwerfiel, nur an den Geschäften vorbeizugehen. Doch endlich hatten wir unseren Treffpunkt erreicht. Von nun an wurden wir jede Minute nervöser. Auch wenn man glaubt, jemanden aus Funk und Fernsehen gut zu kennen und mit ihm auch problemlos telefoniert zu haben, ist es ein vollkommen anderes Gefühl, die jeweilige Person persönlich zu treffen. Kurz darauf kam auch schon Jürgen. Nachdem wir uns ein wenig unterhalten hatten und ihm unseren Online-Dienst vorgestellt hatten, fingen wir mit dem Interview an:
Da ich Jürgens Sendung bereits seit ca. einem Jahr kenne, ist mir aufgefallen, dass er die Zeit während seines Zivildienstes sehr oft anspricht. Also entschloss ich mich, mit diesem Thema zu beginnen.
Das Interview
OJ: Warum hast Du Dich nicht für den Wehrdienst entschieden?
JD: Weil ich damals superüberzeugter Christ war und es demzufolge völlig indiskutabel war, zum Bund zu gehen, also habe ich Zivildienst gemacht.
OJ: Was hat Dir der Zivildienst gebracht?
JD: Ach Gott ja, wenn du im Krankenhaus gearbeitet hast und mit Schwerkranken und Sterbenden zu tun hast, sind das natürlich Erfahrungen, die letztendlich gut tun und die einem auch weiterhelfen im Leben. Die erweitern einfach den Horizont, das ist so.
OJ: Du sagtest, dass Du damals superüberzeugter Christ warst. Wie ist Dein heutiges Verhältnis zur Kirche?
JD: Ich bin aus der Kirche ausgetreten.
OJ: Warum?
JD: Weil ich irgendwann einfach den Glauben verloren habe und was soll ich dann in der Kirche.
OJ: Was hältst Du von Religion? Das ist ja schließlich etwas anderes als Kirche?
JD: Also ich finde mich in keiner Religion wieder, wenn überhaupt, dann noch am ehesten im Buddhismus.
OJ: Wie bist Du zu Deinem Beruf gekommen?
JD: Ich hab Germanistik, Philosophie und Politik studiert und hab während des Studiums als Kabelträger beim WDR angefangen, und zwar nannte sich das damals „Studentische Hilfskraft“. Ich hatte keine Beziehungen, was immer unterstellt wird, hab mich einige Male brav hier beworben und irgendwann bekam ich dann einen Anruf, dass ich Kabelträger sein könnte. Und das war eigentlich auch der Einstieg in dieses ganze Mediengewerbe, weil ich damals nicht wusste, was ich mit dem Studium machen wollte. Also ich wollte nicht Lehrer werden, das war mir klar. Naja, und das war dann, wie gesagt, die erste Berührung mit dem ganzen Medienrummel, das war interessant, weil ich quasi von null auf hundert gleich in Kontakt kam mit ganz interessanten und spektakulären Sendungen: Also im politischen Bereich mit „Monitor“, dem damaligen „Frühschoppen“ (das ist die Vorsendung vom „Presseclub“) oder mit großen Showproduktionen von Carrell und Biolek und so weiter.
OJ: Wie sieht Dein heutiges Leben aus? Machst Du neben dem „1live Night-Talk“ noch irgendwas?
JD: Ne, das reicht auch. Ich bin im Moment sowas von obermäßig beschäftigt mit der Sendung. Das ist eine sehr kleine Crew, die ich auch quasi leite und es entstehen erstmal sehr, sehr viele Arbeiten administrativer Art um die Sendung herum…
OJ: Dies ist dem Zuschauer gar nicht so bewusst, meistens denkt man sich, der sitzt da ‚rum, hört sich alles an und das war’s dann auch. Kannst Du unseren Lesern mal genauer erklären, was sich da wirklich abspielt?
JD: Also administrativer Art: Wenn man eine Sendung organisiert, hängt da immer ganz viel dran: Das fängt bei den Honoraren der Mitarbeiter an, die angewiesen und ausgestellt werden müssen, und geht bis zu irgendwelchen internen WDR-organisatorischen Dingen. Dann gibt es eine unglaubliche Flut von Post, die ich im Moment nicht bewältigen kann, obwohl ich mich so durchquäle, dann gibt es sehr viele Verpflichtungen aus der Sendung heraus, hier dieses ist jetzt auch so eine Verpflichtung die pro Woche mindestens, im Durchschnitt, zwei- bis dreimal vorkommt: Irgendwelche Pressetermine, Fototermine, irgendwelche Einladungen zu Vorträgen oder was weiß ich. Es ist immerzu irgendwas los. Dann habe ich 20 Leute um mich herum, die im Schichtdienst arbeiten, die wollen auch betreut werden. Dann muss ich mich auf die Sendung vorbereiten, nicht zuletzt. Es gibt ja immer wieder Themen, wo man sich sehr gut drauf vorbereiten muss…
OJ: z. B.: Fußball
JD: (lächelnd) z. B.: Fußball und bei den offenen Themenabenden ist es so, dass ich sehr viel Zeitung lesen muss, um rundherum gut informiert zu sein, weil es ja äußerst peinlich ist, wenn mir da irgendjemand etwas erzählt… Es muss ja nur jemand als Thema vorschlagen, z. B.: die Äußerung Waigels zum Thema Sudetendeutsche, da muss ich Bescheid wissen, was da passiert ist. Das nimmt Zeit in Anspruch. Also mein Tagesablauf sieht so aus, dass ich morgens um sechs ins Bett gehe, in der Regel so bis zwei, halb drei penne, dann zwei, zweieinhalb evtl. drei Stunden frei habe, dann fange ich ab fünf an zu arbeiten. Das geht dann nonstop bis nachts durch.
OJ: Wer kam eigentlich auf die Idee mit dem Talkradio?
JD: Diese Idee ist eigentlich im damaligen WDR1-Programm, das war der Vorläufer von 1live, irgendwie so entstanden, da haben wir das gemacht, und das ist so langsam erwachsen, es gibt kein Vorbild für die Sendung, also nichts mit Amerika und sowas, was immer gerne gedacht wird, sondern das ist uns so allmählich irgendwie eingefallen und ist mit der Zeit so entstanden. Und dann, als 1live im vorherigen Jahr eingeführt wurde, haben wir diese Sendung mit ’rübergenommen, aus dem alten Programm, weil die im alten Programm die erfolgreichste war, und dann haben wir uns überlegt, wie wir das Ding noch interessanter gestalten können, und da kam dann in der Redaktion die Idee mit der „Bimedialität“, sprich: die Kombination aus Radio und Fernsehen.
OJ: Nervt es Dich nicht, wenn Deine Zuschauer ständig Deine Sendung loben?
JD: Das freut mich natürlich, aber ich glaube auch, dass das sehr viele Leute nervt, ich kann’s ja nicht abstellen, ich kann ja nicht sagen: „Sagt das nicht!“ Es ist mir manchmal auch sehr peinlich. Und da gibt es auch kein Gegenmittel.
OJ: Was stört Dich im Zusammenhang mit Deiner Sendung?
JD: Mich ärgert… Also, es gibt ja ab und zu „Fakes“ bei mir und ich hab da eigentlich nicht so viel gegen, wenn es um einfach lustige oder schräge Begebenheiten geht. Ich bin immer sehr sauer, und das gab es einige Male, vielleicht dreimal im letzten Jahr, wenn die Leute auf Kosten von anderen, die sehr schwer betroffen sind, sei es jetzt von Vergewaltigungsopfern oder von AIDS-Kranken, auf Kosten dieser Leute irgendwelche Stories erfinden und da „rumfaken“, das finde ich immer sehr ärgerlich, ausgesprochen ärgerlich, die können mir einen Scheiß erzählen, das ist mir egal, wenn die Geschichte gut ist, aber nicht mit solchen Sachen.
OJ: Wie gesagt, Themen wie diese kommen auch öfter in Deiner Sendung vor, wie schaffst Du es eigentlich, diese Themen zu verkraften?
JD: Also ich bin kein Psychoanalytiker, ich weiß nicht, wie sich das letztendlich in mir entwickelt, es ist nur so, dass natürlich sehr viele Dinge einem nachgehen, und je heftiger der Fall ist, desto länger, und das halte ich auch für normal, ich fände es auch ganz schlimm, wenn mir das nicht mehr nachginge, denn dann wär ich zu abgewichst für so ’ne Sendung, und das würde das Publikum auch sehr schnell merken, glaube ich. Also irgendwann versickert es in der Seele. Ich glaube, das ist bei jedem Menschen so, der irgendwie mit Leid zu tun hat, sei es der Arzt oder sei es ein Sozialarbeiter, dass man schon betroffen ist, man vergisst es nicht, aber irgendwann speichert man es ab, sag ich es mal so.
OJ: In Deiner Sendung kommen aber auch witzige Themen vor, und nun stellt sich die Frage, ob Deine Sendung auch etwas mit Deinem persönlichen Voyeurismus zu tun hat?
JD: Also, wenn man eine solche Sendung moderiert, muss man von Natur aus sehr, sehr neugierig sein, oder auch voyeuristisch gestrickt sein, es ist so: Wer nicht neugierig ist, kann sowas nicht machen. Überhaupt, wer nicht neugierig ist, sollte auch nicht in den Journalismus gehen, das ist Voraussetzung. Natürlich hat das damit zu tun. Ja klar.
OJ: Andersherum weiß man ja teilweise sehr viel von Dir. Stört Dich das nicht manchmal?
JD: Nee, überhaupt nicht.
OJ: Wie schaffst Du es, Dir so viele Sachen merken zu können? Ich meine, bei Dir rufen irgendwelche Leute an, erwähnen nur kurz ein bestimmtes Stichwort und schon klingelt es bei Dir: Der hat schon mal zu dem und dem Thema angerufen.
JD: Wobei es mittlerweile aber anfängt schwierig zu werden, ich hab es mal durchgerechnet, es sind über dreieinhalbtausend Interviews, die ich jetzt geführt habe. Das gab es aber auch ein paar Mal, dass ich nicht so richtig Bescheid wusste und die Leute dann erzählen lassen musste. Aber meistens klappt es, weil sich oft die Leute noch mal melden, die irgendwas Besonderes oder Dramatisches hatten und das prägt sich dann doch ein.
OJ: Fällt Dir irgendwas spontan ein, das Dir besonders gefallen hat oder Dich besonders interessiert hat?
JD: Na, dann können wir uns dann bis neun Uhr unterhalten…
OJ: Dann lassen wir das lieber… Bist Du jetzt mit Deinem Job zufrieden?
JD: Ich kann im Moment nicht klagen, ja.
OJ: Was planst Du für die nächste Zeit, oder hast Du noch irgendwelche beruflichen Wünsche, die Du Dir noch erfüllen willst?
JD: Also planen kann man in diesem Geschäft sehr schwer, weil es natürlich von vielen Konstellationen um einen herum abhängt. So ein Talkradio kann man, und möchte ich auch nicht, ewig machen, das funktioniert nicht. Meine Ambitionen, oder mein Wunsch, sagen wir es so, ist ja irgendwann eine große seriöse Talkshow im Fernsehen zu haben.
OJ: Was wünschst Du Dir im privaten Leben für die Zukunft?
JD: Liebe.
OJ: Hast Du zur Zeit einen Partner?
JD: Nein, ich bin zur Zeit Single.
OJ: Wie stellst Du Dir Dein Leben vor, Frau, Familie, Kinder, keine Kinder, Mann…
JD: Also mit Familie und mit Kindern, das ist nicht mein Ding. Ich glaube, das hab ich jetzt auch kapiert, früher hab ich das immer gesagt und dann dachte ich noch: „Naja, wenn Du älter wirst, dann wird’s vielleicht anders“. Aber so bin ich nicht. Das wäre mir zu einengend, sag ich jetzt mal. Es gibt viele Leute, die das mögen, mein Weg ist das nicht, und was die Orientierung angeht, sag ich mal 60 % Männer und 40 % Frauen… Die Liebe entscheidet.
OJ: Wann hast Du Dich das erste Mal zu Deiner Bisexualität bekannt?
JD: Ja, so mit 23, 24.
OJ: Wie kam es dazu?
JD: Das hab ich mir so eingestanden. Irgendwann schoss mir das so durch den Kopf. Eigentlich dachte ich mir: „Deinen (damaligen) besten Freund den haste doch genauso gerne wie Deine (damalige) Freundin.“ Und somit kam alles in Gang. Dann kam die Überlegung: „Ja, was heißt das jetzt, ist das ’ne rein platonische Sache, oder würdest Du den auch gerne mal anfassen oder in den Arm nehmen“, und nach vielen Wochen und Monaten des Überlegens kam dann schon die Einsicht: „Ja, Du würd’st den auch gerne mal in den Arm nehmen“, und so weiter….
OJ: Welche Hobbys hast Du?
JD: Ach, die Frage nach den Hobbys! Mein ganzes Leben ist mein Hobby. Und ich hab das große Glück, einen Job zu haben, der mir soviel Spaß macht. Ja, das ist ein ganz luxuriöser Zustand. Ich hab jahrelang so gearbeitet, um Geld zu verdienen und hatte nebenher meinen Spaß und es hat sich alles so ineinander verschmolzen. Aber natürlich ist die Frage berechtigt, was machst Du nun nebenher und es sind eine ganze Menge sportlicher Aktivitäten, die ich sehr gerne mag…
OJ: Zum Beispiel?
JD: Krafttraining, Schwimmen, Radfahren, und ich lese gerne.
OJ: Was liest Du gerne?
JD: Ach, das ist wirklich sehr gemischt. Das können Sachbücher sein, aber auch fiktionale Literatur. Das kann man nicht so sagen. Es gibt keine ganz großen Favoriten. Im Moment lese ich den ausgegrabenen, noch nicht bekannten Roman von Camus, „Der erste Mensch“.
OJ: Welche Eigenheiten oder Macken hast Du?
JD: Eigenheiten und Macken, das ist immer sehr schwer, so etwas selbst zu beantworten, da müsstest Du die Leute fragen, die um mich herum sind… Weiß ich nicht.
Hella von Sinnen (nachträglich per Fax): Macken? Keine Ahnung!
OJ: Also keine, vollkommen perfekt.
JD: Nein, nein, es wird sicher Sachen geben, die… , das ist übrigens auch ein Thema nächsten Monat im Night-Talk: „Angewohnheiten und Marotten“, bis dahin werde ich mir etwas ausdenken oder mal reflektieren, was ich da so bei mir finde…
OJ: Gibt es eigentlich etwas, was Dich an Dir stört?
JD: Oh doch, das ist mir schon sehr ernst: Ich neige dazu, ein Elefantengedächtnis zu haben, was manchmal sehr nervig ist, weil ich nichts vergesse. Ich weiß zum Beispiel heute noch, was mir eine Lehrerin in der Grundschule Übles angetan hat. Aber ich vergesse auch nichts Gutes, was mir Leute getan haben. Aber das ist manchmal schon ein bisschen nervig.
OJ: Erzählst Du uns, was die Lehrerin getan hat?
JD: Das war gar nicht auf so konkrete Sachen bezogen, es war einfach schlecht behandelt worden zu sein. Also es gab bevorzugte Schüler und weniger bevorzugte Schüler…
OJ: Und dann hieß es: Immer auf den Jürgen.
JD: Ja, nicht immer, aber es gab so Situationen. Ich glaube, das sind so Sachen, die zwischen den Zeilen laufen. Da kann ich mich gut reinfühlen in diese schlimmen Situationen. Also wenn ich meine Lehrerin heute mal sehe – ich habe sie letztens in der Stadt gesehen – dann weiß ich genau, was damals los war.
OJ: Du meidest sie.
JD: Ja. Oder was auch Lehrer teilweise gemacht haben, gar nicht mal so mit mir, sondern mit anderen Leuten. Ganz schlimme Dinge, die unglaublich sind.
OJ: Wie hast Du eigentlich Deine Schulzeit empfunden?
JD: Nicht gut. Die beste Zeit war die Gymnasialzeit, die dauerte nur drei Jahre bei mir, weil ich in die Oberstufe gegangen bin. Und vorher war das alles ziemlich ätzend. Die Gymnasialzeit war ein Knaller. Das war richtig toll.
OJ: Warum?
JD: Weil ich, zum Beispiel, zum ersten Mal in meinem Leben mit sehr interessanten Dingen konfrontiert wurde, wie Literatur, Theater, Kunst, ich da sehr erfolgreich und Schülersprecher war, tolle Leute kennengelernt habe usw.…
OJ: Du hast einmal in Deiner Sendung gesagt, dass Deine Laster Sex und Magnum wären. Und jetzt die große Frage: Warum Magnum?
JD: Ich mag das einfach total gerne.
OJ: Und Sex?
JD: Ja, das würde ich dann genauso unterstreichen.
OJ: Du reist gerne. Nur Alpen und Rügen oder auch ins Ausland?
JD: Ach ne, das sind so die Sachen, die so nahe liegen. Natürlich auch Ausland, immer wieder. Aber mein Herz schlägt für die Berge, auch wenn ich im Ausland bin, fahre ich sehr gerne immer wieder in die Berge. Ich könnte mir auch vorstellen, irgendwann in den Alpen zu leben. Aber immer wieder geht die Sehnsucht in die weite Welt hinaus.
OJ: Kannst Du Ski fahren?
JD: Ja klar.
OJ: Gut?
JD: OK.
OJ: Was wäre Dein Traumreiseziel?
JD: Ja, da gibt es verschiedene Sachen: Da gibt’s einmal China, da war ich noch nicht, und ich möchte einmal gerne nach Südafrika, da war ich auch noch nicht.
OJ: Wen würdest Du gerne interviewen?
JD: Da gibt es zwei Antworten drauf: Das wäre Henry Maske und Hildegard Knef.
OJ: Warum?
JD: Henry Maske ist für mich im Moment einer der interessantesten Sportler in Deutschland, mit dem ich mich gerne unterhalten würde, gefällt mir auch gut. Und Hildegard Knef ist der einzige noch lebende deutsche Weltstar. Wir hatten ja nicht viele: Wir hatten Marlene Dietrich und dann kam ’ne ganze Weile überhaupt nichts und dann kam Hildegard Knef, die in Deutschland leider viel zu wenig hofiert wird. Das ist so eine phantastische Frau mit so viel Lebenserfahrung und Talenten. Ich glaube, ich wäre ganz ehrfürchtig, wenn ich ihr gegenübersäße. Hoffentlich werde ich sie zu Lebzeiten irgendwann noch treffen.

Assoziationen:
Zum Abschluss noch einige Schlagwörter und Jürgens Assoziationen.
Fahrrad
JD: Ja, lieb ich sehr. Und Köln ist natürlich auch ’ne gute Stadt zum Fahrradfahren oder auch zum richtigen Sportfahrradfahren, weil man am Rhein entlang Kilometer, Kilometer fahren kann, das ist sehr angenehm.
Geld
JD: Ja, Geld, Geld. Also, sagen wir mal so, ich bin nicht geldgeil, dann würde ich anders arbeiten, es ist aber schön, zumindest so ein Mittelmaß an Geld zu haben, dass man nicht ständig auf den Pfennig gucken muss. Ich komme aus einer sehr armen Familie und weiß, was das bedeutet, wirklich den Groschen zehnmal umzudrehen und genieße das, obwohl ich bei Gott nicht reich bin, dass ich das nicht mehr so machen muss.
OJ: Hauptsache, es reicht zum Leben.
JD: Ja, ich brauche keine Villa und keinen Sportwagen und so etwas, aber dass es halt so normal gut läuft… (scherzend) Obwohl ich einen Sportwagen doch gerne hätte, muss ich sagen… (lachend)
OJ: An alle Leute, die einen Sportwagen abzugeben haben: Schickt ihn an Sunset Online, wir leiten ihn weiter.
JD: Ich stehe total auf Mercedes SL…
Hella von Sinnen
JD: Ich hab mit ihr Abitur gemacht. Wir haben eine sehr schräge Abi-Zeit hinter uns. Ich war der, damals eher konservative, Schülersprecher und sie damals schon die schräge Nummer, hat für mich Wahlkampf gemacht und war eine sehr gute Freundin. Das ist heute nicht mehr so eng, aber wir haben einen sehr guten bekanntschaftlichen Kontakt und ich schätze sie ausgesprochen als die beste deutsche Entertainerin. Ich kenne niemanden, der spontan so gut mit Publikum umgehen kann wie Hella.
Kochen
OJ: Du hast mal in Deiner Sendung erwähnt, dass Du nicht kochen kannst. Was isst Du dann?
JD: Ja, das ist eine recht kluge Frage. Bei mir geht sehr viel Geld drauf, durch Essengehen, durch Pizzaservice und ich kaufe mir auch halt so fertige Sachen.
OJ: Also für die Mikrowelle?
JD: Ja, so ein Kram.
OJ: Also, die kannst Du noch bedienen?
JD: Ja, die kann ich bedienen. Ich hasse das Kochen. Ich finde es geradezu nervig. Nee, das ist nicht mein Ding.
Lieblingsgericht
JD: Rheinischer Sauerbraten
Rocky Horror Picture Show
JD: Ach geil, geil. Hab ich mit Hella von Sinnen sicher 20, 30 mal zusammen geschaut. Wir kommen ja beide aus Gummersbach und da sind wir damals immer nach Köln gepilgert. Es gab da ein Programmkino, und haben uns das bis zum Exzess ’reingezogen. Wir konnten alles auswendig, und sangen immer mit.
Seelenmüll
JD: Ja, das ist ein Wort, das mich sehr aufregt. Mich ärgert das. Es gibt immer wieder mal Kritiker, nicht professionelle Kritiker, aber von Seiten der Zuschauer, die das, was mein Publikum in meiner Sendung erzählt, als Seelenmüll bezeichnen, und das macht mich schon ziemlich wütend, weil zu 90 % – 95 % ist das nicht so. Natürlich gibt es irgendwelche Sachen, wo ich auch denke: „Naja, et is’ ja nich’ so schlimm, ’ne“. Aber das hält sich in Grenzen, die meisten Sachen sind zu ernst, um das so zu disqualifizieren.
Telefon
JD: Naja, gut, das ist jetzt simpel zu assoziieren, meine Sendung lebt vom Telefon…
OJ: Das ja, aber wie sieht es damit privat aus?
JD: Telefonsex finde ich gut.
OJ: Schon ausprobiert?
JD: Na ja, sicher, sonst würde ich’s nicht sagen.
OJ: Wie oft?
JD: Ach, nicht so oft, das kann man auch nicht zu oft machen.
OJ: Nur mal probieren?
JD: Einige Male, ja.
OJ: Wie war der Erfolg? Positiv, negativ, überhaupt???
JD: Wie? Was verstehst Du da unter Erfolg?
OJ: Na, ich mei… (inzwischen fängt Jürgen eindeutig, zweideutig zu grinsen an) Nein, um Gottes willen, das doch nicht, nicht das, was Du denkst; ich dachte eigentlich daran, ob du es wiederholen, weiterempfehlen würdest oder ob du der Meinung bist: „Naja, es ist zwar ganz witzig, aber nichts Ernstes.“
JD: Doch, das kann man ab und zu mal machen, das ist schon sehr nett.
Verliebte Fans
JD: Denen sag ich – denen schreib ich auch –, dass sie sich das abschminken sollen. Auch ziemlich radikal sag ich das, weil das die einzige Methode ist, die wirkt. Wenn ich da verständnisvoll rangehe, dann macht das die ganze Sache, glaub ich, noch schlimmer. Weil ich glaube, dass es demjenigen, der sich da verliebt hat, einfach nicht gut tut. Das ist ein sinnloses Unterfangen, und man steigert sich in eine Traumwelt hinein, aus der man irgendwann vielleicht schwer wieder herauskommt. Es kann eh nichts werden. Ich gehe da nicht drauf ein. Und fast alle Menschen, die in der Öffentlichkeit arbeiten, gehen da nicht drauf ein.
Anmerkung:
Dieser Text ist aus dem Jahr 1996
und wird – bis auf einige Rechtschreib- und Grammatikkorrekturen – unverändert veröffentlicht.