Werner Wittpoth – das kölsche Original mit dem Leierkasten
Eine Sehenswürdigkeit der besonderen Art, die zu Köln gehört wie der Dom – und mit der viele Kölner groß geworden sind – ist Werner Wittpoth: der Leierkastenmann von der Schildergasse. Seit über 40 Jahren steht er mit seiner Drehorgel mitten im Leben. Und wer ihn einmal erlebt hat, vergisst ihn nicht mehr.
Mit Zylinder auf dem Kopf, feinem Gespür für den Moment und einem Repertoire, das von klassischen Werken bis hin zu kölschen Karnevalsliedern reicht, schafft er etwas ganz Besonderes: Er bringt Menschen zum Lächeln, zum Innehalten – und manchmal sogar zum Träumen.
Werner Wittpoth wurde 1960 in Ostwestfalen geboren und kam aufgrund seiner Conterganschädigung schon in jungen Jahren nach Köln. Was er mitbringt, ist nicht nur Musik, sondern Haltung. Freundlichkeit, Toleranz, positives Denken – das sind Werte, die er lebt. „Das habe ich auf der Straße gelernt“, sagt er über seine ganz persönliche Lebensschule.
Vom Versicherungskaufmann zur Straße
Nach seiner Ausbildung zum Versicherungskaufmann arbeitete Wittpoth zunächst fünf Jahre im Büro – mit Anzug und Krawatte. Doch das war ihm nicht genug: „Die Seele wäre auf der Strecke geblieben“, sagt er rückblickend. Also tauschte er Krawatte gegen Frack und Zylinder – und wurde zum Leierkastenmann. Mit seiner ersten Orgel – noch vom Vater geliehen – spielte er zunächst heimlich in Bonn, um sich auszuprobieren. Das Lampenfieber war groß, aber die Reaktion des Publikums war überwältigend. Die Leidenschaft war geweckt.
Heute besitzt er vier selbst entworfene Orgeln – jede ein Unikat. „Man lernt ja auch dabei“, sagt er und meint damit sowohl das Handwerk als auch die Musiktheorie. Wichtig war ihm immer: keine fehlenden Töne. Denn nur mit einem vollständigen Klangspektrum lassen sich auch moderne Stücke, Klassik oder Experimente umsetzen.
Musik mit Herz, Hand – und viel Technik
Seine Drehorgeln besitzen bis zu 160 Pfeifen und 48 Tonstufen, ergänzt durch Glockenspiele und Schlagwerke. Damit wird aus der Orgel ein richtiges Orchestrion – und das Repertoire nahezu grenzenlos. Längst nicht mehr auf Walzer und Märsche beschränkt, spielt Wittpoth auch Opern-Auszüge, Popsongs und eigens arrangierte Stücke.
So zum Beispiel auch den Klassiker „Du hast den Farbfilm vergessen“ – gemeinsam mit Nina Hagen. Über ihre Verbindung im Contergan-Verband kamen sie ins Gespräch, und daraus entstand eine besondere Zusammenarbeit. „Ich habe das für die Orgel arrangieren lassen, Nina wollte es erst nicht – aber das Publikum war begeistert. Die Frau ist irre, die Frau ist klasse.“ Insgesamt standen sie elf Mal gemeinsam auf der Bühne. Für Wittpoth bleibt diese Zeit unvergessen: „Sie hat Herz. Und sie kann auf der Bühne improvisieren wie kaum jemand.“
Auch sonst hat er schon vieles ausprobiert – ob Feuerwerksmusik zu echten Feuerwerken, der „Kanonensong“ im Berliner Ensemble oder Auftritte in TV-Produktionen wie Wilsberg.
Ein Mensch, der Menschen berührt
Werner Wittpoth spielt nicht nur für Menschen, sondern mit ihnen. Viele kennen ihn seit ihrer Kindheit – und erzählen ihren eigenen Kindern: „Dem hab ich auch schon mal was reingeworfen.“ Für Wittpoth sind das echte Begegnungen. Gerade ältere oder einsame Menschen suchen oft das Gespräch, ein paar Takte Musik, ein freundliches Wort.
„Ich gebe den Leuten oft einen positiven Gedanken mit auf den Weg“, sagt er – und meint das genau so. Seine Musik ist seine Form der Kommunikation, seine Art, die Welt ein Stück heller zu machen.
Köln liebt ihn – und er Köln
Sein Lieblingsplatz ist ganz klar die Schildergasse. Hier kennt man ihn, hier fühlt er sich zuhause. In einem Café am Rand dieser Straße begann einst auch seine zweite Karriere – und bis heute ist er hier regelmäßig zu finden.
Auch für private Feiern buchbar
Wer einen besonderen Moment für eine private Veranstaltung sucht – sei es ein Geburtstag, ein Jubiläum oder ein Seniorennachmittag – kann Werner Wittpoth mit seiner Drehorgel auch buchen. Und sich damit nicht nur Musik ins Haus holen, sondern ein echtes kölsches Original.
Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es auf seiner Website:
Wer noch mehr über Werner Wittpoth erfahren möchte, dem empfehle ich das folgende, sehr ausführliche Interview: